Der Blaue Blauflügelsperlingspapagei             Forpus xanthopterygius

Von Dr. Rainer Erhart                                                             Übersetzt von Peter Frenger (7998)

Obwohl Sperlingspapageien bei amerikanischen Vogelzüchtern sehr beliebt sind, werden überwiegend Blaugenick- (Forpus coelestis) und Grünbürzelsperlingspapageien (Forpus passerinus) und deren Mutationen in größeren Stückzahlen gehalten und gezüchtet. Sehr wenige Züchter beschäftigen sich mit Augenring- (F. conspicillatus), Gelbmasken- (F. xanthops) oder Blaufügelsperlingspapageien (F. xanthoperygius). Und genau von dieser letzten Spezies, den Blaufügelsperlingspapageien (F. xanthoperygius), soll dieser Bericht handeln.

Der Blaufügelsperlingspapagei hat sein Verbreitungsgebiet in weiten Teilen Südamerikas und hat dort fünf anerkannte Unterarten ausgebildet. Bei einigen Unterarten besteht leider wenig Einigkeit in der richtigen Bezeichnung der Nomenklatur, weshalb es zur Vermischung durch Kreuzen der Unterarten gekommen ist. Soweit ich es beurteilen kann werden in den USA überwiegend die Unterarten F. x. vividus und F. x. flavissimus gezüchtet, aber ich habe auch beobachten können, dass diese beiden Unterarten regelmäßig gekreuzt wurden. In diesem Zusammenhang ist leider zu bemerken, dass die tatsächliche Stückzahl an Blaufügelsperlingspapageien, die in den USA gehalten wird, sehr gering ist, und es besteht wenig Hoffnung, dass in absehbarer Zukunft Vögel dieser Art aus Europa oder sonst woher importiert werden. Mit dem Ausbruch der Vogelgrippe sind die Chancen auf Neuimporte fast auf null gesunken.

1,0 Blauflügelsperingspapagei blau

Nach Aussage von Luis Mauro aus Rio de Janeiro sind die Blaufügelsperlingspapageien in Brasilien nicht annähernd so beliebt wie die Blaugenicksperlingspapageien mit ihren vielen Farbmutationen. Dies wird sich wohl erst ändern, wenn mehr und häufiger von der Entstehung von Mutationen bei Blaufügelsperlingspapageien berichtet werden wird. Eine der ersten Mutationen des Blaufügelsperlingspapagei in Brasilien war ein blauer Wildfang, wovon mittlerweile mehrere blaue Vögel in den Volieren von Francisco Rocha nachgezüchtet wurden. Der gleiche Züchter hat offensichtlich auch einige Gelbe Schwarzaugen (Dark Eye Clear) nachgezüchtet, wenn auch mit weniger Erfolg. In verschiedenen Veröffentlichungen wird von Lutinos berichtet aber hierüber ist wenig bekannt, und Fotos sind leider nicht zu bekommen. Schließlich wurde noch von einem einzelnen Männchen der Mutation: Misty berichtet, welcher als „Isabell“ angeboten wurde.

 

Im Jahre 1992 wurde ein einzelner blauer Blaufügelsperlingspapagei auf einer der großen Vogelbörsen in Kalifornien angeboten. Diese wirklich herrliche blaue Henne wurde von einem sehr bekannten Züchter erworben, aber der Vogel wurde nach einem Jahr ohne Bruterfolge an Frau Balaban, ebenfalls eine sehr bekannte Züchterin von Sperlingspapageien aus Florida, weitergegeben. Nach mehreren langen, aber erfolgreichen Zuchtjahren hatte sie mehr als ein Duzend Vögel, die spalterbig in blau waren gezüchtet und konnte schließlich mehrere blaue Blaufügelsperlingspapageien vorweisen. Dann ein tragischer Rückschlag: Megabakterien (Avian Gastric Yeast) verbreiteten sich im ganzen Land und viele Sperlingspapageienzüchter beklagten verheerende Verluste. Auch Frau Balaban´s Zucht blieb hiervon nicht verschont und nach vielen Jahren harter Arbeit blieben ihr nur eine Handvoll Blaufügelsperlingspapageien aus dieser Zuchtlinie.

 

Die verbliebenen Vögel wurden schließlich von mir (Rainer Erhard) erworben. Leider war nur ein Weibchen unter den erworbenen Vögeln, so dass es wieder mehrere Jahre brauchte, bis eine nennenswerte Anzahl an spalterbigen und verdacht spalterbigen Vögeln gezüchtet werden konnte.

 

Unglücklicherweise waren nur zwei Weibchen unter den sechs sicheren spalterbigen und den vielen verdacht spalterbigen Nachzuchten. Deshalb wurden weitere unverwandte normale Weibchen erworben und wieder einmal waren die Erwartungen hoch.

1,0 Blauflügelsperingspapagei blau

Während dieser Zeit stellten sich einige Veränderungen in meinem Leben ein. An der Universität wurde ich pensioniert, hatte einige gesundheitliche Probleme und beschloss deshalb meinen Vogelbestand zu reduzieren. Schließlich, als wir in ein kleineres Haus umzogen und künftig die Wintermonate im subtropischen Klima von Florida verbringen wollten, verkaufte ich alle meine Unzertrennlichen (Agapornis) und gab fast alle meine Blaufügelsperlingspapageien in Zuchtgemeinschaft zu einem guten Freund. Dies war der beste Weg in Kontakt zu meinen Vögeln zu bleiben und schließlich konnte ich mich über die lang ersehnten positiven Zuchterfolge freuen: Im Jahre 2005 züchteten wir drei Blaue aus einer blauen Henne und einem spalterbigen Männchen, zwei davon waren Weibchen. Bei einem anderen Paar, dass verdacht spalterbig war stellte sich heraus, dass sie tatsächlich spalterbig waren, sie brachten ebenfalls ein junges blaues Weibchen hervor. Plötzlich hatten sich die langen Jahre des Wartens und des Hoffens wieder bezahlt gemacht. In 2006 wird es uns sicherlich möglich sein, mindestens drei Paare (Blau X spalt Blau) zu verpaaren, dann sollte diese Mutation gesichert sein. Unser einziger Wunsch ist der, ein paar blutsfremde Blaufügelsperlingspapageien zu erwerben, aber dieser Wunsch erscheint zurzeit wegen des Importverbotes beinahe unmöglich.

1,0 Blauflügelsperingspapagei blau

1,0 Blauflügelsperingspapagei wildfarbig


Abschließend noch einige Verpaarungsmöglichkeiten: (beim frei rezessiven Erbgang wird auf die Nennung der Geschlechter verzichtet, da sie im Idealfall 50 – 50 ausfallen wird.)

 

Grün X Grün

100% Grün

 

Grün/blau X Grün

50% Grün/blau

50% Grün

 

Grün/blau X Grün/blau

25% Grün

50% Grün/blau

25% Blau

 

Blau X Grün

100% Grün/blau

 

Blau X Grün/blau

50% Grün/blau

50% Blau

 

Blau X Blau

100% Blau

 

Hier können Sie den Bericht als PDF-Datei herunterladen:

AZ Blau Blauflügelsp.pdf
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