Die rezessive Lutino (NSL Ino) Mutante beim Mönchsittich                                                    Myiopsitta monachus

P. Frenger (7998)

 Herkunft:

 

Der Mönchsittich neigt häufiger als alle anderen Sittiche und Papageien dazu Mutanten zu bilden. Dies geschieht nicht nur in Volierenzuchten sondern ist auch in vermehrtem Maße aus freier Wildbahn bekannt. So soll es bereits vor dem zweiten Weltkrieg gelbe Vögel dieser Art im Berliner Zoo gegeben haben. Anfang der 70er Jahre sollen zum ersten Mal rein gelbe Mönchsittiche in Deutschland gezüchtet worden sein. Auch aus den USA, aus Belgien und aus den Niederlanden wurden im Laufe der Jahre gelbe Vögel bekannt. Ob es sich um die hier beschriebene rotäugige Variante handelt kann jetzt nicht mehr 100%ig nachgewiesen werden. Wegen der hohen Mutationsfreudigkeit auch in freier Wildbahn kann man allerdings eher davon ausgehen, dass die Ursprungsvögel dieser Mutation aus Importen aus der freien Wildbahn stammen.

Mönchsittich NSL Lutino (Rückenansicht)

Die richtige Mutationsbezeichnung:

 

Häufig wird diese Mutante mit Bezeichnungen wie Gelb oder Lutino versehen. Von Erscheinungsbild her passen beide Bezeichnungen genau. Allerdings werden im Sinne der internationalen Namensgebung gewisse Unterschiede gemacht, die bei rötäugigen, rein gelben Vögeln auch den Erbgang mit im Namen berücksichtigt. Im Folgenden soll deshalb zunächst die Vererbung erörtert werden, bevor die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform aufgezeigt werden. Hierüber stehen natürlich genaueste Informationen zur Verfügung, weil diese Mutation schon seit einiger Zeit gezüchtet wird und in unseren Volieren so gut wie gefestigt ist.

Von der Vererbung ist bekannt, dass die Lutinos beim Mönchsittich gegenüber der Wildfarbe frei (autosomal) rezessiv vererben. Das bedeutet: Das mutierte Allel liegt nicht auf Geschlechts-Chromosom, sondern auf einem der sonstigen Chromosomen, einem Autosom und vererbt dort rezessiv. Das ist zwar bei Psittaciden nicht ungewöhnlich, denn es gibt bei verschiedenen anderen Papageien- und Sitticharten auch schon eine nachweislich frei rezessiv vererbende Lutino-Mutante, aber der überwiegende Teil der Lutinos vererbt geschlechtsgebunden rezessiv. Damit wird schon angedeutet, dass die Bezeichnung Gelb für diese Mutation falsch ist, weil sie in der Regel im Zusammenhang mit der DEC-Mutante (Dark Eye Clear = gelbes Schwarzauge) in Verbindung gebracht wird. Die richtige Bezeichnung ist deshalb NSL Ino (NSL = Non-Sex-Linked = nicht geschlechtsgebunden). Im Gegensatz dazu wird die geschlechtsgebunden rezessiv vererbende Lutino-Mutante international als SL Ino (SL = Sex-Linked = geschlechtsgebunden) bezeichnet.

Anhand mikroskopischer Federuntersuchungen wurde nachgewiesen, dass die farbliche Veränderung gegenüber der Wildfarbe wie folgt zu erklären ist: Es werden keine Melanine mehr in die Federn eingelagert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die genetische Veränderung die Melaninsynthese völlig verhindert. Es werden also keine Melanine mehr synthetisiert. Die Veränderung hat natürlich auch Einfluss auf die Farbe der Augen, der Beine/Füße und der Hornteile, denn auch hier können keine Melanine eingelagert werden. Die Augenfarbe ist demnach immer rot und die Farbe der Beine/Füße und Hornteile ist immer hell hornfarbig.

Mönchsittich NSL Lutino (Vorderansicht)

Namensbegründung:

 

Aufgrund dieser Fakten war und ist Einstufung in die internationale Namensgebung der Mutationen klar: Es muss sich um eine NSL Ino Mutation handeln. Andere, ältere Bezeichnungen wie „Gelb“ oder Einfach Lutino sind deshalb falsch und sollten deshalb bei der Namensgebung für Mutanten bei Psittaciden die in das oben Beschriebene Schema passen nicht mehr gebraucht werden.

 

Die von MUTAVI (MUTAtion and adVIce = Mutation und Information) festgelegten Merkmale für die NSL Ino-Mutation sind folgende:

 

  1. NSL Ino vererbt immer autosomal rezessiv gegen über der Wildfarbe.
  2. Die NSL Ino - Mutante erfährt eine quantitative Reduktion der Eumelaninsynthese um 100 %.
  3. Die Mutation NSL Ino ist ein Allel des Genorts a (a-locus) und bildet deshalb zu verschiedenen anderen Mutationen multiple Allele. Aus Mangel an entsprechenden Mutanten konnte beim Mönchsittich allerdings diesbezüglich noch keine Kontrollverpaarung vorgenommen werden.

 

Die meisten und aussagekräftigsten Fakten sprechen deshalb für die NSL Ino-Mutante beim Mönchsittich. Deshalb empfehlen wir auch diese Mutante künftig als NSL Ino oder rezessiven Lutino zu bezeichnen.

Durch gezielte Verpaarung mit der blauen Mutante kann man bereits in der F2 Generation solche NSL Albinos züchten.

 

Einige Verpaarungsmöglichkeiten: (beim frei rezessiven Erbgang wird auf die Nennung der Geschlechter verzichtet, da sie im Idealfall 50 – 50 ausfallen wird.)

 

Grün X Grün

100% Grün

 

Grün / nsl lutino X Grün

50% Grün / nsl lutino

50% Grün

 

Grün / nsl lutino X Grün / nsl lutino

25% Grün

50% Grün / nsl lutino

25% NSL Lutino

 

NSL Lutino X Grün

100% Grün / nsl lutino

 

NSL Lutino X Grün / nsl lutino

50% Grün / nsl lutino

50% NSL Lutino

 

NSL Lutino X NSL Lutino

100% NSL Lutino

 

Den schnellsten Weg eine NSL Albino-Mutante zu züchten, also in der F2 Generation, ist folgender:

 

F1:

NSL Lutino X Blau

100% Grün / nsl lutino + blau

 

F2:

Grün / nsl lutino + blau X Grün / nsl lutino + blau

6,25% Grün

6,25% Blau

12,5% Grün / blau

12,5% Grün / nsl ino

25% Grün / nsl lutino + blau

12,5% Blau / nsl lutino

12,5% NSL Ino / blau

6,25% NSL Lutino

6,25% NSL Albino

 

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