Die Dilute-Mutation beim Rußköpfchen          Agapornis nirgigenis

 

P. Frenger (7998)

 

Herkunft:

 

Zu Beginn des Jahres 1990 entdeckte der dänische Züchter Calledahl vier fast rein gelbe Russköpfchen zwischen einigen wildfarbigen bei einem dänischen Zoohändler. Er hatte erkannt, dass dies etwas neues sein musste. Aber war es eine Mutation oder eine Modifikation? Er erwarb diese Vögel um damit zu züchten. Gleichzeitig machte er den Züchter dieser Vögel ausfindig, der bekräftigte, dass diese Vögel wildfarbiger Abstammung waren. Bald sollten seine Zuchterfolge dies bestätigen: Eine neue Mutation war zum Leben erwacht. Einige dieser Vögel wurden nach Brasilien und in die Niederlande exportiert. Leider starben die Vögel in Brasilien kurz darauf. Der niederländische Züchter Kos Hammer hatte jedoch mehr Glück und konnte nach ein paar Jahren diesen Farbschlag nachzüchten.

 

Die richtige Mutationsbezeichnung:

 

Um diese neue Mutation im Sinne der internationalen Namensgebung richtig zu benennen war es nötig die Vererbung zu ergründen und die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform zu untersuchen.

 

Vererbung:

 

Diese Mutation vererbt frei (autosomal) rezessiv. Im deutschen Sprachgebrauch wird der Erbgang kurz als rezessiv bezeichnet. Das bedeutet: Das veränderte Gen liegt nicht auf dem Geschlechtschromosom, so dass beide Geschlechter dieses veränderte Gen verdeckt (nicht sichtbar, spalterbig) tragen können.

 

Farbliche Veränderung:

 

Diese Mutation ist auf eine 80 bis 90 %ige Eumelaninreduktion (Verdünnung) im Gefieder zurückzuführen. Solch eine Verdünnung der Eumelanine kann mehrere Ursachen haben: Die häufigsten Ursachen sind: Die Reduktion der Melanocyten, eine Reduktion der Anzahl der Melanosome die von den Melanocyten produziert werden oder eine Formveränderung der Melanosome. In diesem Fall wurde bei MUTAVI festgestellt, dass sich Makromelanosome (riesige Melaninkörnchen, die bis zu 500 mal größer sind als die normalen) im Gefieder befinden, die Veränderung also auf einer Formveränderung der Melanosome zurückzuführen ist. Diese Veränderung beeinflusst ausschließlich die Gefiederfarbe: Gelb mit einem grünlichen Anflug und hellgrauen Schwungfedern. Schnabel, Füße und Krallen bleiben in Vergleich zur Wildform unverändert.

Agapornis nirgigenis (Rußköpfchen) dilutegrün
Agapornis nirgigenis (Rußköpfchen) dilutegrün

Namensbegründung:

 

Die Tatsache, dass in den Federn Makromelanosome gefunden worden sind, und dass gleichzeitig die Hornteile unverändert pigmentiert sind, lässt nur einen Schluss zu: Wir haben es mit einer Dilute-Mutation zu tun. Gleiche Veränderungen wurden bisher auch bei Wellensittichen („Gelbe“), Halsbandsittichen („Übergossen“) und Rosenköpfchen („Japan Cherry“ bzw. „Pastellgelb“) festgestellt. Die internationale Bezeichnung für diese Form der genetischen Veränderung lautet: Dilute (aus dem englischen übersetzt: Verdünnt). Zugegeben, diese Bezeichnung ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, dürfte sich jedoch bei regelmäßigem, konsequenten Gebrauch in kürzester Zeit etablieren. Nicht nur im Sinne der internationalen Verständigung rät die AZ-AGZ-Arbeitsgruppe Farben/Genetik daher künftig die Bezeichnung Dilute für diese Mutationen zu verwenden.

 

PastelIno ist leicht zu verwechseln mit Dilute grün. PastelIno ist eine Kombination der Allele Ino und Pastel

Vererbungstabellen:

 

In der Regel wird das Männchen zuerst genannt, jedoch spielt diese Reihenfolge beim autosomal rezessiven Erbgang keine Rolle und kann beliebig getauscht werden.

 

Dilute grün X Grün

100% Grün/dilute

 

Grün/dilute X Grün/dilute

25% Grün

50% Grün/dilute

25% Dilute grün

 

Grün/dilute X Grün

50% Grün

50% Grün/dilute

 

Grün/dilute X Dilute grün

50% Grün/dilute

50% Dilute grün

 

Dilute grün X Dilute grün

100% Dilute grün

  

Literatur:

 

Dirk van den Abeele (2005)

Lovebirds Verlag: About Pets

 

Jorg Schelfhout (2005)

BVA-Magazin April 2005 Seite 59 - 61

Agapornis nirgigenis (Rußköpfchen) links: dilutegrün        rechts: PastelIno
Agapornis nirgigenis (Rußköpfchen) links: dilutegrün rechts: PastelIno

PastelIno ist leicht zu verwechseln mit Dilute grün. PastelIno ist eine Kombination der Allele Ino und Pastel .

 

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