Der Aqua (orange) Pennantsittich                                   Platycercus elegans

P. Frenger (7998)

Herkunft:

 

Im Jahre 1992 schlüpften in der Nähe des belgischen Züchter Erik Coeckaerts bei einem Hobbyzüchter aus der Verpaarung 1,0 Blau mit 0,1 Wildfarbig zum ersten Mal Pennantsittiche in einer neuen Mutation, die fortan als orange Pennantsittiche bezeichnet wurden. Die große Ähnlichkeit zum Adelaidesittich rief damals sofort Skeptiker auf den Plan, die behaupteten, es handle sich bei dieser neuen Mutation um Mischlinge, die eben über die Adelaidesittiche eingekreuzt worden sind. Beleuchtet man allerdings diese Mutation genauer so erkennt man schnell, dass die Möglichkeit diese Farbveränderung über eine andere Art nicht eingekreuzt werden kann. Diese Mutation vererbt nämlich nach gewissen genetischen Regeln, die für einen Mischling niemals zutreffen kann.

 

Die richtige Mutationsbezeichnung:

 

Um diese neue Mutation im Sinne der internationalen Namensgebung richtig einzuordnen ist es nötig die Vererbung zu ergründen und die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform abzugrenzen. Da diese Mutation schon seit geraumer Zeit gezüchtet wird und in unseren Volieren als gefestigt anzusehen ist stehen hier natürlich genaueste Informationen zur Verfügung.

 

 

Von der Vererbung ist bekannt, dass orange Pennantsittiche gegenüber der Wildfarbe frei rezessiv vererben. Verpaart man nämlich einen orangen mit einem wildfarbigen Pennantsittich, so erhält man als Nachzucht nur Jungvögel, die phänotypisch als wildfarbige einzustufen sind. Anders verhält es sich, wenn solche orangen Vögel mit der blauen Mutation des Pennantsittichs verpaart werden. Hierbei ist grundsätzlich mit keiner wildfarbigen Nachzucht zu rechnen. Je nach der Abstammung des orangen Ausgangsvogels erhält man nämlich entweder nur phänotypisch orange Nachkommen (dann ist der orange Ausgangsvogel reinerbig), oder man erhält sowohl phänotypisch orange Vögel , als auch blaue (dann stammt der orange Ausgangsvogel aus der Verpaarung Orange x Blau und ist mischerbig). Orange vererbt also offensichtlich dominant über Blau. Dieses Phänomen ist allerdings schon lange von anderen Mutationen bekannt. Blau und orange sind nämlich Alleele (Als Alleele bezeichnet man die benachbarten Gene auf dem Chromosomenpaar) des gleichen Genortes. Das bedeutet: Das gleiche Gen (Alleel) ist zweimal unterschiedlich mutiert.

Pennantsittich der Mutation Aqua (orange)

Um die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildfarbe zu erklären waren anfangs zwei Möglichkeiten in Betracht zu ziehen: Zum einen bestand die Möglichkeit, dass sich die chemische Zusammensetzung der Psittacine (Psittacine sind gelbe bis rote Farbpigmente bei Psittaciden = Papageien, Sittiche usw.) geändert hatte, zum zweiten musste die Möglichkeit einer Reduktion (Verminderung) der Psittacine in Betracht gezogen werden. Ziemlich schnell bestand hier jedoch Klarheit: Der Vergleich der grünen Gefiederpartien bei Jungvögeln zeigte nämlich, dass junge orange Vögel hier nicht mehr rein grün waren, sondern ein blaugrünes Gefieder aufwiesen. Diese Tatsache spricht eindeutig für eine Reduktion der Psittacine, ähnlich wie die pastellblauen Mutationen bei Agapornis roseicollis und Glanzsittichen.

 

Namensbegründung:

 

Aufgrund dieser Fakten war eine Einstufung in die internationale Namensgebung der Mutationen klar: Es muss sich um eine Par-Blue (partiell Blau) Mutation handeln, in diesem speziellen Fall um die Aqua-Mutation.

 

Die von MUTAVI (MUTAtion and adVIce = Mutation und Inforfation) festgelegten Merkmale für die Aqua-Mutation sind folgende:

 

  1. Aqua vererbt immer frei rezessiv gegen über der Wildfarbe.
  2. Aqua bildet ein multiples Allel zum blauen Genort.
  3. Die Aqua-Mutation erfährt eine gleichmäßige, etwa 50%ige Reduktion der Psittacine.

 

Da alle diese Fakten für die orangefarbige Pennantsittich Mutation zutreffen empfehlen wie diese Mutation künftig als aqua zu bezeichnen.


Unterschiedliche Reduktion der roten Farbstoffe (Psittacine) beim wildfarbigen, beim aqua und beim blauen Pennantsittich

 

 

Einige Verpaarungsmöglichkeiten: (Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle.)

 

Wildfarbe X Wildfarbe

100% Wildfarbe

 

Wildfarbe X Wildfarbe / aqua

50% Wildfarbe

50% Wildfarbe / aqua

 

Wildfarbe X Aqua

100% Wildfarbe / aqua

 

Wildfarbe / aqua X Wildfarbe / aqua

25% Wildfarbe

50% Wildfarbe / aqua

25% Aqua

 

Aqua X Wildfarbe / aqua

50% Aqua

50% Wildfarbe / aqua

 

Aqua X Aqua

100% Aqua

 

Interessanter wird es bei der Verpaarung der aqua Mutation mit der blauen Mutation. Treffen nämlich in einem Vogel die beiden Allele blau und aqua aufeinander so dominiert das schwächer mutierte aqua Gen und phänotypisch wird die Farbe aqua sichtbar. Diese mischerbige Form nennt man AquaBlau. AquaBlau und Aqua sind farblich nicht voneinander zu unterscheiden.

Wildfarbe / blau X Wildfarbe / aqua

25% Wildfarbe / blau

25% Blau

25% Wildfarbe / aqua

25% AquaBlau

 

Wildfarbe / blau X AquaBlau

25% Wildfarbe

25% Wildfarbe / blau

25% Wildfarbe / aqua

25% AquaBlau

 

Wildfarbe / blau X Aqua

50% Wildfarbe / aqua

50% AquaBlau

 

Blau X Wildfarbe / aqua

50% Wildfarbe / blau

50% AquaBlau

 

Blau X AquaBlau

50% Blau

50% AquaBlau

 

Blau X Aqua

100% AquaBlau

 

Wildfarbe / aqua X AquaBlau

25% Wildfarbe / blau

25% AquaBlau

25% Wildfarbe / aqua

25% Aqua

 

AquaBlau X AquaBlau

25% Aqua

50% AquaBlau

25% Blau

 

Aqua X AquaBlau

 

50% Aqua

50 % AquaBlau


Deutlicher Unterschied in der Grünfärbung bei Jungvögeln.

Links: Grün beim Wildfarbenen,: Mitte: Grün-Blau beim Aqua. Rechts: Blau beim Blauen

 

 

Die Unterschiede zum Adelaidesittich:

 

Nachweislich handelt es sich beim Adelaidesittich um einen in der Natur entstandenen Hybriden aus Pennantsittich und Strohsittich. Das Orange beim Adelaidesittich ist als eine intermediäre Farbe aus gelb und rot zu betrachten, wobei die Psittacine quantitativ (mengenmäßig) unverändert vorliegen. Adalaidesittiche zeigen auch nie einen gleichmäßigen Orange-Ton, der überall im Gefieder gleich ist. Immer sind Gefiederpartien, besonders die Rückensäumung und das Nackengefieder, eher gelb-orange gefärbt, im Gegensatz zur Körperfarbe, die meistens einheitlich orange ist. Ebenso ist beim Adelaidesittich immer eine intensivere Rotfärbung im Stirnbereich festzustellen.

 

Beim aqua Pennantsittich liegt jedoch eine sehr gleichmäßige Verminderung der roten Psittacine vor. Das gesamte Gefieder erhält deshalb auch einen sehr gleichmäßigen verdünnten Rot-Ton ohne gelben Anflug. Es handelt sich beim aqua Pennantsittich also nicht um eine Mischfarbe aus Gelb und Rot, sondern um eine Reduktion von Rot. Die Aqua-Mutation besitzt nämlich deutlich geringere Mengen (nur etwa 50%) an Psittacinen.

 

Vielen Dank auch an die AZ-AGZ IG Plattschweifsittiche Platycercus- & Barnardiusarten, allen voran der Fam. Wiek, für die sachkundige und engagierte Mitarbeit beim Erstellen dieses Berichtes.


Deutlicher Unterschied in der Färbung.

Links: Adelaidesittich, Rechts: aqua Pennantsittich

 

 

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AZ Aqua Pennantsittich.pdf
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