Die DEC (Dark-Eye-Clear) Mutation beim Springsittich

Cyanoramphus auriceps

P. Frenger (7998)

Einleitung:

 

Kürzlich erhielt ich einen Anruf von unserem AZ-AGZ-Obmann Günter Feuchter, der sich ein wenig ratlos mit folgendem Problem an mich wandte: Er hatte auf der AZ-Bundesschau in Kassel im November 2005 ein Zuchtpaar Springsittiche in der Mutationsfarbe Zimt erworben. Da der Züchter die Zimtmutation des Springsittichs schon mehrere Jahre erfolgreich züchtet und hiermit auch recht ansehnliche Schauerfolge erzielen konnte wurde das Zuchtpaar auch umgehend zur Zucht angesetzt. Das erste Gelege umfasste 5 Eier, die alle befruchtet waren. Alle fünf Jungtiere schlüpften problemlos und hatten beim Schlupf hatten dunkelrote (pflaumfarbige) Augen, die nach ein paar Tagen dunkler wurden. Das war nicht weiter verwunderlich, weil das für Jungtiere der Mutation Zimt typisch ist. Es erschien unserem Obmann allerdings etwas seltsam, dass unter diesen fünf Jungtieren drei waren, die ein etwas helleres Daunenkleid hatten. Alle Jungtiere entwickelten sich weiterhin hervorragend und bald konnte er erkennen, dass diese drei Nestlinge mit den helleren Daunen ein rein gelbes Gefieder bekamen, wobei die Augenfarbe komplett nachdunkelte.

Springsittich DEC grün

= gelbes Schwarzauge

Um welche Mutation konnte er sich handeln?

 

Fest stand von Beginn an, dass aus einer Verpaarung Zimt x Zimt ausschließlich Zimtnachzuchten zu erwarten waren. Alle Jungvögel mussten deshalb unweigerlich Zimter sein, wobei bei den rein gelben Vögeln die Zimtfarbe verdeckt wurde. Die Anwesenheit des Zimt-Faktors wird bei den folgenden Betrachtungen deshalb vernachlässigt. Die Arbeitsgruppe AZ-AGZ-Farben/Genetik ist bemüht Mutation im Sinne der internationalen Namensgebung richtig einzuordnen. Dazu ist es nötig die Vererbung zu ergründen und die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform zu untersuchen. Da beim Springsittich bereits solch eine rein gelbe Mutation mit dunklen Augen bekannt war, wurde in dieser Richtung recherchiert, und wir kamen zu folgendem Schluss:

 

Zur Bestimmung des korrekten Erbgangs standen folgende Fakten zur Verfügung: Da in einer Brut bereits mehrere Mutationsvögel gezüchtet wurden war eine Spontanmutation auszuschließen. Beide Elternteile waren phänotypisch nicht Gelb und unter den Jungtieren waren sowohl Hähne als auch Hennen. Der Erbgang konnte demnach also nur frei (autosomal) rezessiv sein.

 

Die Unterschiede in der Gefiederfärbung im Vergleich zu der Wildfarbe: Die Grundfarbe ist rein gelb und die Farbe der Schwungfedern ist rein weiß. Das bedeutet, dass das Eumelanin komplett, also um 100% reduziert worden ist.. Die Psittacineinlagerungen sind im Vergleich zur Wildfarbe unverändert. Die Augenfarbe der erwachsenen Mutations-Vögel ist verglichen mit der Wildfarbe unverändert. Die Hornteile (Füße und Krallen) sind dagegen völlig unpigmentiert, also „fleischfarbig“. Alle diese Fakten sind deutliche Anzeichen für eine DEC-Mutation (Dark Eye Clear = Gelbes Schwarzauge).

Springsittich DEC grün

= gelbes Schwarzauge

Namensbegründung:

 

Alle diese farblichen und genetischen Merkmale deuten ziemlich deutlich auf die Mutation hin, die bei Agapornis Spezies als Dark Eye Clear bezeichnet wird. Die Dark Eye Clear - Mutation ist genetisch gesehen ein Aleel des NSL - Ino (rezessiver Lutino), sprich des Genortes a (a-locus). Mit Gewissheit kann man allerdings erst von Dark Eye Clear reden, wenn es möglich wäre solch einen Mutations - Vogel mit einem rez. Lutino (NSL – Ino) zu verpaaren. Als Nachzuchten dürften dann nämlich nur gelbe Vögel erzielt werden. Unseres Wissens existiert zur Zeit keine rez. Lutino Mutation beim Springsittich. Deshalb wird es vorerst wohl nichts mit solch einer Verpaarung werden. Wir empfehlen jedoch aufgrund der Ergebnisse unserer Untersuchungen diese Mutation als Gelbes Schwarzauge (Dark Eye Clear grün) zu bezeichnen.

Um diese recht ansehnliche Mutation zu isolieren (von Zimt zutrennen) und zu festigen haben wir Günter Feuchter geraten, die Mutationsvögel mit gesunden, kräftigen, blutsfremden, wildfarbigen Vögeln weiter zu verpaaren und später zurückzukreuzen.

Springsittich DEC grün

= gelbes Schwarzauge

Einige Verpaarungsmöglichkeiten: (beim frei rezessiven Erbgang wird auf die Nennung der Geschlechter verzichtet, da sie im Idealfall 50 – 50 ausfallen wird.)

 

Grün X Grün

100% Grün

 

Grün/dec X Grün

50% Grün/dec

50% Grün

 

Grün/ dec X Grün/dec

25% Grün

50% Grün/dec

25% DEC grün

 

DEC grün X Grün

100% Grün/dec

 

DEC grün X Grün/dec

50% Grün/dec

50% DEC grün

 

 

DEC grün X DEC grün

100% DEC grün

 

 

 

 

 

Kopfstudie Springsittich DEC grün

= gelbes Schwarsauge

 

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