Die Türkis-Mutation beim Aymarasittich                    Amoropsitta aymara

P. Frenger (7998)

Herkunft:

 

Im Jahr 2004 schlüpfte bei Herrn Albert Schwindt aus Lampertheim neben normal gefärbten Jungvögeln zwei Jungvogel einer neuen Mutation beim Aymarasittich. Die Elterntiere waren wildfarbig und stammten aus einem Zuchtstamm von 6 Paaren, die er im Jahr 2000 von einem älteren Züchter übernommen hatte. Auch in den folgenden Jahren darauf schlüpften weitere Jungvögel der gleichen Mutation aus verschiedenen Folgeverpaarungen. Alle diese Mutationsvögel wurden selbständig und sind kräftig und gesund. Manche Vögel hatten allerdings dunkle, an den Rändern abgestoßene Federn, die an diesen Stellen schwarz waren. Anfängliche Kontakte zur Arbeitsgruppe AZ-AGZ-Farben/Genetik wurden zunächst zurückgestellt, um weitere Informationen über diese Mutation zusammenzutragen.

Aymarasittich  türkis

Die richtige Mutationsbezeichnung:

 

Beim Auftreten neuer Mutationen ist die Arbeitsgruppe AZ-AGZ-Farben/Genetik bemüht diese im Sinne der internationalen Namensgebung sofort möglichst richtig einzuordnen. Es ist deshalb nötig die Vererbung zu ergründen und die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform zu festzustellen. Da zum jetzigen Zeitpunkt bereits mehrere Vögel dieser Mutation als Anschauungsmaterial zur Verfügung stehen, unter Anderem auch mehrjährige Tiere, konnten wir vorläufig folgenden Schluss fassen:

 

Wir versuchten zunächst den korrekten Erbgang zu bestimmen. Hierzu standen uns folgende Fakten zur Verfügung: Da aus verschiedenen Verpaarungen bereits mehrere Mutationsvögel gezüchtet wurden und das Ursprungspaar phänotypisch wildfarbig war ist eine Spontanmutation auszuschließen. Da auch aus wildfarbigen Jungvögeln, die vom Ursprungspaar abstammten Mutationsvögel gezüchtet wurden konnte der Erbgang nur rezessiv sein und ein dominanter Erbgang konnte ausgeschlossen werden. Unter den jungen Aymarasittichen waren Mutationsvögel beiderlei Geschlechts, so dass ein geschlechtsgebunden rezessiver Erbgang ebenfalls ausgeschlossen werden konnte. Aufgrund dieser Tatsachen konnte diese neue Mutation nur noch frei rezessiv vererben. Die Vererbung ist also definitiv frei (autosomal) rezessiv.

 

Wir mussten nun noch die Unterschiede in der Gefiederfärbung im Vergleich zu der Wildfarbe feststellen. Die Vorderseite der Vögel zeigt dort wo die Wildfarbe grün ist ein relativ klares blau, mit sehr geringem grünlichem Überhauch. Die Rückenpartie ist dagegen im Vergleich zur Wildfarbe nur geringfügig verändert und zeigt einen schwach bläulichen Anflug. Die bereits oben erwähnten schwarzen Federn im Rückengefieder sind bei unserer Untersuchung als physikalische Veränderung der Federn betrachtet worden und deshalb bei der Mutationsbestimmung nicht weiter berücksichtigt worden. Dieses Erscheinungsbild deutet auf eine ungleichmäßige Psittacinreduktion von ca. 10 bis 90% hin. Die Eu-Melanineinlagerungen sind im Vergleich zur Wildfarbe unverändert. Die Augenfarbe der erwachsenen Mutations-Vögel ist ebenso, wie die Farbe der Hornteile (Füße und Krallen) unverändert und gleicht der der wildfarbigen Vögel. Alle diese Fakten deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Entstehung einer Türkis-Mutation hin.


Aymarasittiche: links: türkis , rechts: wildfarbig

Namensbegründung:

 

Alle diese farblichen und genetischen Merkmale deuten ziemlich deutlich auf die Mutation hin, die bei Agapornis roseicollis und Halsbandsittichen neuerdings als Türkis bezeichnet wird. (Alte Bezeichnungen für diesen Mutationstyp sind bei Halsbandsittichen: Pastellblau, und bei A. roseicollis: weißmaske hellblau) Die Türkis-Mutation ist genetisch gesehen ein Allel der Mutation Blau, sprich des Genortes bl (bl-locus). Mit Gewissheit kann man allerdings erst von Türkis reden, wenn es möglich wäre solch einen Mutations - Vogel mit einem Blauen zu verpaaren. Als Nachzuchten dürften dann nämlich nur Vögel erzielt werden, die farblich der Türkis-Mutation entsprechen. Unseres Wissens existiert beim Aymarasittich allerdings keine blaue Mutation, so dass es vorerst wohl nichts mit einer solchen Verpaarung geben wird. Wir empfehlen jedoch aufgrund der Ergebnisse unserer Untersuchungen diese Mutation als Türkis zu bezeichnen.

Damit diese recht ansehnliche Mutation nicht wieder verloren geht haben wir Herrn Schwindt geraten, die Mutationsvögel mit gesunden, kräftigen, blutsfremden wildfarbigen Vögeln weiter zu verpaaren.

Aymarasittich  türkis

Einige Verpaarungsmöglichkeiten: (beim frei rezessiven Erbgang wird auf die Nennung der Geschlechter verzichtet, da sie im Idealfall 50 – 50 ausfallen wird.)

 

Grün X Grün

100% Grün

 

Grün/türkis X Grün

50% Grün/türkis

50% Grün

 

Grün/türkis X Grün/türkis

25% Grün

50% Grün/türkis

25% Türkis

 

Türkis X Grün

100% Grün/türkis

 

Türkis X Grün/türkis

50% Grün/türkis

50% Türkis

 

Türkis X Türkis

100% Türkis

 

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AZ Türkis Aymara.pdf
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