Die Pastell-Mutation beim Barrabandsittich         Politelis swainsonii

P. Frenger (7998)

Herkunft:

 

Im Jahr 2004 schlüpfte bei der Familie Peter aus Magdeburg am 25. April neben vier normal gefärbten Jungvögeln ein Jungvogel einer neuen Mutation beim Barrabandsittich. Die Elterntiere stammten von zwei verschiedenen Züchtern und waren offensichtlich nicht miteinander verwandt. Auch in den Jahren darauf schlüpften weitere Jungvögel der gleichen Mutation aus diesem Zuchtpaar. 2005 waren es gleich drei und 2006 wieder zwei. Alle diese Mutationsvögel wurden selbständig und sind kräftig und gesund. Aus Unsicherheit wurden die ersten vier Mutationsvögel an einen Bekannten der Familie Peters abgegeben, weil erste Informationen die Möglichkeit einer Mischlingszucht (Fremde Züchter vermuteten dass Bergsittiche eingekreuzt worden seien) in Erwägung gezogen wurden. Erste Kontakte zur AZ-AGZ blieben leider erfolglos. Als man dann jedoch im Jahre 2006 schon wieder Jungvögel dieser Mutation züchtete forcierte man die Recherchen und auf Umwegen wurde die Problematik an die Arbeitsgruppe AZ-AGZ-Farben/Genetik herangetragen.

0,1 Barrabandsittich pastell grün

Die richtige Mutationsbezeichnung:

 

Die Arbeitsgruppe AZ-AGZ-Farben/Genetik ist bemüht neue Mutation im Sinne der internationalen Namensgebung richtig einzuordnen. Dazu ist es nötig die Vererbung zu ergründen und die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform zu untersuchen. Da zum heutigen Zeitpunkt bereits sechs Vögel dieser Mutation als Anschauungsmaterial zur Verfügung stehen, wobei auch ein- und zweijährige Tiere dabei sind, kamen wir zu folgendem Schluss:

 

Zunächst wurde der Erbgang untersucht. Zur Bestimmung des korrekten Erbgangs standen folgende Fakten zur Verfügung: Da in mehreren Bruten bereits mehrere Mutationsvögel gezüchtet wurden ist eine Spontanmutation auszuschließen. Beide Elternteile waren phänotypisch wildfarbig. Der Erbgang musste also rezessiv sein. Da bei jungen Barrabandsittichen die Geschlechter bekanntlich optisch nicht zu unterscheiden sind konnte dieser Erbgang sowohl geschlechtsgebunden rezessiv als auch frei rezessiv sein. Klarheit konnte also nur eine Geschlechtsuntersuchung bringen. Die beiden jüngsten Mutationsvögel aus der letzten Brut wurden mittels DNA-Federanalyse auf ihre Geschlechter getestet. Das Ergebnis: Es handelt sich um 1,1. Mittlerweile wurde dieses Ergebnis allerdings auch noch dadurch bestätigt, dass bei den bereits abgegebenen älteren Vögeln ein Vogel sichtbar zu einem Hahn mauserte. Die Vererbung ist demnach Frei (autosomal) rezessiv.

 

Nun wurden die Unterschiede in der Gefiederfärbung im Vergleich zu der Wildfarbe beleuchtet. Die Grundfarbe ist gelblich grün und die Farbe der Schwungfedern ist hellgrau. Das deutet auf eine Eumelaninreduktion von ca. 50% hin. Die Psittacineinlagerungen sind im Vergleich zur Wildfarbe unverändert. Die Augenfarbe der erwachsenen Mutations-Vögel ist gleich der der wildfarbigen. Die Hornteile (Füße und Krallen) sind deutlich heller als bei der Wildform. Alle diese Fakten deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Entstehung einer Pastell-Mutation hin.

1,0 Barrabandsittich pastell grün

Namensbegründung:

 

Alle diese farblichen und genetischen Merkmale deuten ziemlich deutlich auf die Mutation hin, die bei Agapornis Spezies als Pastell bezeichnet wird. Die Pastell-Mutation ist genetisch gesehen ein Aleel des NSL - Ino (rezessiver Lutino), sprich des Genortes a (a-locus). Mit Gewissheit kann man allerdings erst von Pastell reden, wenn es möglich wäre solch einen Mutations - Vogel mit einem rez. Lutino (NSL – Ino) zu verpaaren. Als Nachzuchten dürften dann nämlich nur Vögel erzielt werden, die farblich zwischen Pastell und rez. Lutino liegen. Unseres Wissens existiert zwar eine rez. Lutino Mutation beim Barrabandsittich, aber sie ist noch sehr selten und nicht gefestigt. Deshalb wird es vorerst wohl nichts mit solch einer Verpaarung werden. Wir empfehlen jedoch aufgrund der Ergebnisse unserer Untersuchungen diese Mutation als Pastell grün zu bezeichnen.

Damit diese recht ansehnliche Mutation nicht wieder verloren geht haben wir der Fam. Peter geraten, die Mutationsvögel mit gesunden, kräftigen, blutsfremden wildfarbigen Vögeln weiter zu verpaaren.

0,1 Barrabandsittich pastell grün

0,1 Barrabandsittich wildfarbig

1,0 Barrabandsittich pastell grün


Einige Verpaarungsmöglichkeiten:

(beim frei rezessiven Erbgang wird auf die Nennung der Geschlechter verzichtet, da sie im Idealfall 50 – 50 ausfallen wird.)

 

Grün X Grün

100% Grün

 

Grün/pastell X Grün

50% Grün/pastell

50% Grün

 

Grün/pastell X Grün/pastell

25% Grün

50% Grün/pastell

25% Pastell grün

 

Pastell grün X Grün

100% Grün/pastell

 

Pastell grün X Grün/pastell

50% Grün/pastell

50% Pastell grün

 

 

Pastell grün X Pastell grün

100% Pastell grün

 

 

Hier können Sie den Bericht als PDF-Datei herunterladen:

AZ Pastell Barraband.pdf
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